Fünf Tage voller bewegender Eindrücke, historischer Spurensuche und wichtiger Erkenntnisse – die Antisemitismus-AG der Realschule Menden reiste mit 13 Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften Frau Schyma und Herrn Mattenklotz nach Krakau. Die polnische Stadt, die einst ein Zentrum jüdischen Lebens war und während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz grausamer Verfolgung wurde, bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit der Geschichte des Holocaust auseinanderzusetzen. Besuche historischer Orte, Zeitzeugengespräche und Reflexionen vor Ort machten die Reise zu einer eindrucksvollen Erfahrung, die uns alle noch lange begleiten wird.

 

Am Sonntag begann die Krakaufahrt der Antisemitismus-AG mit der Ankunft am Nachmittag in der historischen Stadt. Direkt nach der Ankunft nahmen die SchülerInnen an einer Stadtführung teil, die ihnen einen ersten Eindruck von Krakau vermittelte. Dabei lernten sie nicht nur die beeindruckende Altstadt mit ihren historischen Bauwerken kennen, sondern erhielten auch erste Einblicke in die jüdische Geschichte der Stadt.
Die Führung bot eine ideale Grundlage für die kommenden Tage, in denen sich die Gruppe intensiv mit dem jüdischen Leben und der Vergangenheit Krakaus auseinandersetzen sollte. Nach diesem ersten spannenden Programmpunkt ließen die TeilnehmerInnen den Abend in Kleingruppen in der historischen Altstadt ausklingen.
  Der Montag war ein eindrucksvoller und bewegender Tag für unsere Antisemitismus-AG in Krakau. Nach dem Frühstück begaben wir uns ins jüdische Viertel Kazimierz, das bis heute von der reichen jüdischen Kultur und Geschichte geprägt ist. Dort folgten wir den Spuren von Oskar Schindler, der während des Holocausts hunderte jüdische Menschen vor der Deportation rettete. Ein besonderes Highlight war der Besuch der Remuh-Synagoge, eines beeindruckenden Gotteshauses, das die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Krakau widerspiegelt.
Am Mittag hatten wir die Gelegenheit, mit Rena Rach, einer Zeitzeugin, zu sprechen. Ihre bewegenden Erzählungen über das Leben während der nationalsozialistischen Verfolgung haben uns tief berührt und verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese dunkle Zeit wachzuhalten.
Am Nachmittag setzten wir unsere Spurensuche fort und besuchten den Platz der Ghettohelden, der an die jüdischen Opfer des Krakauer Ghettos erinnert. Besonders eindrucksvoll waren die leeren Metallstühle auf dem Platz – ein Symbol für die Menschen, die hier einst lebten und schließlich deportiert wurden. Danach fuhren wir zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Plaszow. An diesem Ort der Verbrechen wurde uns noch einmal bewusst, wie grausam die Realität für die Opfer des Holocausts war.
Den Tag ließen wir schließlich bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.
Am Dienstag führte uns unsere Reise weiter nach Oświęcim. Unser Besuch im Stammlager Auschwitz war für alle eine sehr bedrückende Erfahrung. Vor den Überresten der Gaskammern und den Reihen von Häftlingsbaracken wurde die unfassbare Dimension des Holocaust auf beklemmende Weise greifbar. Besonders intensiv war die Aufgabe, im Buch der Namen nach den jüdischen Opfern aus unserer Heimatstadt Menden zu suchen. Die schiere Masse der verzeichneten Namen machte uns bewusst, dass hinter jeder Zahl ein Mensch, eine Geschichte, ein zerrissenes Leben steht.
Mit vielen Gedanken und Emotionen im Gepäck traten wir am Abend die Rückfahrt nach Krakau an. Nach einem so intensiven Tag war es gut, dass die SchülerInnen den Abend zur freien Verfügung hatten – sei es, um das Erlebte in Gesprächen zu verarbeiten oder einfach einen Moment zur Ruhe zu kommen.
Dieser Tag hat uns tief bewegt und eindrucksvoll gezeigt, warum es so wichtig ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen – damit sich Geschichte nicht wiederholt.
 
  Am Mittwoch unternahmen wir einen weiteren bewegenden und lehrreichen Ausflug. Der Tag begann mit einem Besuch im Haus für Dialog und Gebet, wo wir an einem Workshop mit dem Titel „Kindheit in Auschwitz“ teilnahmen. Dort erfuhren wir mehr über das Leben von Kindern, die während der NS-Zeit in Auschwitz inhaftiert waren. Die Geschichten waren erschütternd – es ging um Angst, Trennung von den Eltern und das tägliche Überleben unter unmenschlichen Bedingungen. Besonders eindrücklich war die Geschichte eines Jungen, der in Auschwitz aufwuchs und trotz allem seine Hoffnung nicht verlor.
Nach dem Workshop aßen wir gemeinsam zu Mittag, was uns die Möglichkeit gab, unsere Eindrücke zu verarbeiten und uns über das Gehörte auszutauschen. Doch die emotional schwerste Erfahrung des Tages stand uns noch bevor: der Besuch des ehemaligen Vernichtungslagers Birkenau.
Schon beim Betreten des Lagers lag eine beklemmende Atmosphäre über dem Ort. Das riesige Gelände mit den endlosen Reihen aus Stacheldrahtzäunen und Baracken ließ uns spüren, wie systematisch hier Menschen entrechtet und ermordet wurden. Besonders bedrückend war der Blick auf die Überreste der Gaskammern und Krematorien, die die Nazis am Ende des Krieges zerstörten, um ihre Verbrechen zu vertuschen. Wir standen dort, wo unzählige Menschen ihr Leben verloren – es war ein Moment der Stille, in dem wir alle das Grauen dieses Ortes spürten.
Auch der Anblick der endlosen Schienen, die in das Lager führten, ließ uns nachdenklich werden. Hier endeten die Deportationszüge – für viele Menschen die letzte Station ihres Lebens.
Nach diesem schweren, aber wichtigen Besuch fuhren wir zurück nach Krakau. Die Stimmung im Bus war nachdenklich und ruhig.
Unser Besuch in Birkenau war schmerzhaft, aber notwendig. Er erinnerte uns daran, wie wichtig es ist, gegen Antisemitismus und Hass einzutreten, damit sich so etwas niemals wiederholt.
Am Donnerstag stand ein besonderes Treffen auf dem Programm: Im Jewish Community Center (JCC) Krakau erhielten die SchülerInnen spannende Einblicke in das heutige jüdische Leben der Stadt. In Gesprächen mit Mitgliedern der Gemeinde wurde deutlich, wie jüdische Traditionen fortbestehen und welche Herausforderungen es gibt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen hatten die Teilnehmenden den Nachmittag zur freien Verfügung – eine Gelegenheit, die Stadt noch einmal auf eigene Faust zu erkunden und die Eindrücke der vergangenen Tage zu reflektieren.

Am Abend trat die Gruppe die Heimreise an. Am Freitagmorgen kehrten alle wohlbehalten und um viele wertvolle Erfahrungen reicher nach Menden zurück.
 
  Die Gedenkstättenfahrt nach Krakau und Auschwitz war für alle Teilnehmenden eine eindrucksvolle und prägende Erfahrung. In intensiven Begegnungen mit der Geschichte und dem heutigen jüdischen Leben setzten sich die SchülerInnen mit der Bedeutung von Erinnerung und Verantwortung auseinander.
Frau Schyma und Herr Mattenklotz ziehen ein positives Fazit: „Diese Reise hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um aus ihr für die Zukunft zu lernen. Die SchülerInnen haben großes Interesse und Empathie bewiesen, was uns sehr beeindruckt hat.“

Die Tage in Krakau und Auschwitz hinterließen bleibende Eindrücke und regten zum Nachdenken an. Die Fahrt hat nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch den Blick für historische Zusammenhänge und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen geschärft.

 

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